Jürgen Grässlin: Schwarzbuch Waffenhandel
624 Seiten lang, 700g schwer, der "neue Grässlin" keine leichte Lektüre. Aber das Taschenbuch(!) ist flott und eingängig geschrieben. Darf man bei diesem Thema sagen, dass das Lesen Spass macht? Dem Heyne-Verlag - bekannt für Urlaubslektüre und Gespür für Massenpublikum - sei gedankt für die "massenfreundliche" Aufmachung und Preisgestaltung (15 € bzw. 12 € als ebook). Der Autor ergänzt sein Buch (fortlaufend) auf seiner Website www.juergengraesslin.com, was seinen Wert als Nachschlagewerk noch erhöht. Das "Schwarzbuch Waffenhandel" soll ein umfassendes Kompendium der deutschen Kriegsgewinnler sein. Prüfen wir nach beim Kriegsgewinnler vor unserer Haustür, dem Diehl Konzern. Hier sind Daten schwierig zu ermitteln, denn die Gesellschaftsform fördert die Geheimhaltung. Grässlin gelingt es trotzdem, die Strukturen abzubilden, die tödlichen Produkte zu benennen und die Verantwortlichen darzustellen. Sein Motto: den Opfern eine Stimme, den Tätern Name und Gesicht. So porträtiert er Claus Günther, den Reserveoffizier, der CEO der Diehl Defence Holding wurde, als Täter im "zweittödlichsten Unternehmen Deutschlands" (nach Heckler &Koch), verantwortlich für jährlich 1 Mio Zünder und abertausende Lenkwaffen. Und er zeigt auch, wo diese Waffen eingesetzt werden. Grässlin porträtiert die "Kriegsprofiteure (die Rüstungsunternehmen) ebenso wie willfährige Politiker und zeichnet die Entwicklung der Rüstungsexporte in der Bundesrepublik nach, von Regierung zu Regierung. Diese Entwicklung verlief nicht geradlinig, die gesetzlichen Grundlagen wie die Ausführungspraxis wurden mehrfach geändert. Wurde die Bundesrepublik unter Kohl bereits "Vizeweltmeister" in dieser tödlichen Disziplin, fiel sie unter Schröder zunächst zurück. Doch die Rücksicht auf menschenrechtliche Standards währte nicht lange, und es war Joschka Fischer, der sich - anders als die Ministerinnen Däubler-Gmelin und Wieczorek-Zeul - für eine rein "interessenortientierte" Exportpraxis stark machte. Weswegen er im Buch auch mit einem "Täterprofil" dargestellt wurde, wie auch Frau Merkel. "Schwarzbuch Waffenhandel" ist DAS Buch zur Kampagne "Aufschrei", entleihbar ab sofort bei uns. Noch besser: selber kaufen, als Nachschlagewerk.
Dieses Buch wurde in der Kaulquappe vom 22.06.2013 besprochen