Ekkehart Krippendorff: Lebensfäden

"Zehn autobiografische Versuche" nennt der Autor sein Buch, und es ist auch keine Autobiografie im herkömmlichen Sinn. 10 "Fäden" durchziehen dieses Leben: Krieg, Theater, Universitäten, Nazismus, Amerika, Juden, Italien, DDR, Musik, Religion. In jedem Kapitel trifft sich Selbsterlebtes, oft sehr Persönliches mit Reflexionen und politischen Stellungnahmen. Das Private ist politisch - diese Maxime der Frauenbewegung könnte auch über diesem Buch stehen. Krippendorffs Lebensgeschichte ist auch Teil der deutschen Friedensbewegung: 1934 geboren, Professor an der FU Berlin und anderen Universitäten (u.a.Bologna), emeritiert 1999, verbrachte er die frühen Sechziger als Stipendiat in den USA, wurde dann Mitbegründer der deutschen Friedensforschung. Als Dozent schloss er sich der Studentenbewegung an, wurde von der FU Berlin gefeuert - es blieb nicht er einzige Rauswurf. Er schwamm selten mit dem Strom: In der allgemeinen Begeisterung für "Befreiungsbewegungen" entdeckt er ihre Militarisierung und wird vom Kriegsgegner zum Pazifisten. In seinem Hauptwerk "Staat und Krieg, die historische Logik politischer Unvernunft" (1985) legt er seine fundamentale Herrschaftskritik dar. Das Buch ist trotz seiner 450 Seiten packend zu lesen. Dazu trägt vor allem die unakademische Sprache des Autors bei, der sich immer wieder zu seinen literarischen Vorbildern bekennt! Wer anspruchsvolle, spannende Lektüre sucht, dem sei dieses Buch empfohlen. (Verlag Graswurzelrevolution)

Das Buch steht in der Bibliothek unter der Signaturnummer 2813

Dieses Buch wurde in der Kaulquappe vom 13.01.2013 besprochen