Susanne Schregel: Der Atomkrieg vor der Wohnungstür

Die Friedensbewegung er 80er Jahre steht wieder im Zentrum des historischen Interesses. Nicht nur bei uns, auch an Universitäten. So fand in Augsburg ein großes Symposium zum Thema Friedenskultur statt, an dem wir ja teilnahmen (s. letzte Kaulquappe). Susanne Schregel (geb. 1981 in Essen) promovierte mit einer Arbeit: "Der Atomkrieg vor der Wohnungstür. Eine Politikgeschichte der neuen Friedensbewegung, 1970-1985" an der TU Darmstadt und legt ihre Dissertation jetzt als sehr gut und flüssig lesbares Buch vor. Ihre zentrale These ist "friedenspolitische Wendung in den Nahraum" in den 70er Jahren, verbunden mit einer Wiederentdeckung von "Heimat". Global denken, vor Ort handeln wurde wichtig. Der drohende Atomkrieg fand nicht irgendwo weltweit statt, sondern wurde in immer neuen Szenarien vor Ort projiziert. Plötzlich entstanden "Stadtteil-Friedensinitiativen". Sie machten ihre Straße zur Atomwaffenfreien Zone. (Diese "Kleingärten des Friedens" werden von der Autorin sehr genau und mit vielen Beispielen beschrieben). Schregel untersucht die damals entstehenden Militarisierungs-Atlanten ("Militarisierte Landschaften ") ebenso wie Atomkriegsszenarien in Film und Literatur ("Die letzten Kinder von Schewenborn"). Schließlich analysiert sie Schweigekreise, Fastenaktionen, Menschenketten und Blockaden. Sie versteht es, die lokalen Aktionsformen immer auch in den internationalen Kontext einzubinden und Verknüpfungen sichtbar zu machen. Kurz: Das spannende Buch mit zahlreichen Illustrationen ist eine ideale wissenschaftliche Ergänzung zu unserer Ausstellung. Wir wünschen ihm viele Leserinnen und Leser! (Campus Verlag Frankfurt/Main, 410 Seiten, 39,90€.)

Das Buch steht in der Bibliothek unter der Signaturnummer 2812

Dieses Buch wurde in der Kaulquappe vom 13.01.2013 besprochen