: Das Jahrbuch f. Forschungen zur Geschichte der Arb

Die Weihnachtszeit lädt zum Lesen ein und so haben wir heute etwas Besonderes für Sie ausgewählt. Sie können diese Neuzugänge in unserer Bibliothek gerne ausleihen: Das Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 2014 /II und III. Der "Förderverein für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung" gibt jährlich 3 "Jahrbücher" heraus, in denen unterschiedliche Autorinnen ihre historischen Forschungen darstellen. Im zu Ende gehenden Gedenkjahr ist der Krieg das große Thema: Da der erste Weltkrieg als schwere Niederlage der internationalen Arbeiterbewegung wahrgenommen wurde und wird, befassen sich gleich zwei Jahrbücher damit. Immer noch stehen wir fassungslos vor der Frage, wie konnte es dazu kommen, dass sich die Menschen willig, ja begeistert ins Schlachthaus führen ließen? Gab es denn keinen organisierten Widerstand? Doch - es gab ihn! Die Propagandafilme zeigen freilich nur die fröhlich einrückenden Soldaten. Die preussische Polizei wusste es 1914 besser. Sie verbot alle 27 Antikriegskundgebungen, die aus der Arbeiterschaft heraus allein für Berlin angekündigt waren - am 28.7.1914, wenige Tage vor Kriegsausbruch. Viele Menschen versammelten sich trotzdem. Allein in Leizpig 37.000. In Köln gerieten 10000 Friedensdemonstranten mit Kriegsbefürwortern aneinander, denen die Polizei "natürlich" half. In allen mittleren und größeren Städten gab es Antikriegsproteste aus der organsierten Arbeiterschaft! Die "Burgfrieden-Politik" von Gewerkschaft und SPD-Führung setzte sich erst nach Kriegsbeginn an der Basis durch. Auch hier nicht unwidersprochen. Das Jahrbuch berichtet beispielhaft von Auseinandersetzungen in den Betrieben. "Krise als Emanzipationsschub?" fragt ein Aufsatz, der die Situation der Frauen in den Betrieben beleuchtet. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass Frauen die besser bezahlte Arbeit in den (Rüstungs-)Fabriken der Arbeit in der Landwirtschaft vorzogen. Dies führte zu Klagen der Großgrundbesitzer, die Schwierigkeiten bekamen, ArbeiterInnen zu rekrutieren. Die Geschichtsschreibung "von unten" ist problematisch, weil die "kleinen Leute" kaum Schriftliches hinterlassen. Die heute beliebten Militärtagebücher wurden ja auch eher von Angehörigen der Bildungsschicht geschrieben. So müssen viele Fragen zur Lebenswelt des Proletariarts aus Polizeiberichten, Flugblättern etc. rekonstruiert werden. Den AutorInnen gelingt das auf spannende Weise. Das Jahrbuch erschöpft sich aber nicht darin. Es finden sich auch spannende Betrachtungen zu Liebknechts Kampf gegen die Kriegstreiber, zu Luxemburg, zum Baseler Kongress der Sozialistinnen usw. Wir möchten das Buch daher sehr zur Lektüre empfehlen. Es ist auch für Nicht-HistorikerInnen gut und flott lesbar! Schon das Inhaltsverzeichnis kann Appetit machen: www.arbeiterbewegung-jahrbuch.de/?p=335

Dieses Buch wurde in der Kaulquappe vom 14.12.2014 besprochen