Wieder einmal haben die Wissenschaftler des amerikanischen „Bulletin of the Atomic Scientists“ in einer weltweit beachteten Zeremonie in Washington die Doomsday-Clock gestellt: 2 Minuten vor 12.  Wann gab es das schon einmal? Vor 66 Jahren, 1953: mitten in der Konfrontation der Atommächte USA und UdSSR.  Am Ende des Koreakriegs wird heftig über die Möglichkeit von Atomwaffeneinsätzen spekuliert – in Europa rechnen die US-Streitkräfte mit einem massiven Angriff aus Osten und bereiten taktische Atomwaffen vor. 1953 gelingt der Sowjetunion erstmals die Zündung einer transportablen Wasserstoffbombe, um ein Vielfaches stärker als Atomwaffen bis dahin. Und keinerlei vertraglichen Begrenzungen sind in Kraft gegen dies wilde Wettrüsten!

So brisant sehen die Atomwassenschaftler des „Bulletin“ auch die heutige Situation. Es ist ein neuer kalter Krieg entbrannt, aber mit weit verbesserten nuklearen Waffen. Gefährlich kurze Flugzeiten sowie vermeintlicher Schutz durch Raketenabwehrsysteme schaffen eine höchst instabile Situation. Die verbliebenen Rüstungsbegrenzungsverträge werden zerstört, so z.B. der INF-Vertrag. Wieso spielen wir wieder dies gefährliche Russische Roulette?

Aber dies ist nicht die einzige aktuelle Herausforderung für das Überleben der menschlichen Zivilisation: dazu kommt die menschengemachte Klima-Katastrophe. Dachte man vor zwei Jahren, dass der Anstieg der CO2-Emissionen endlich stagniert, so zeigen die heutigen Werte, dass sie wieder kräftig steigen. An dieser Realität scheitert die Weltgemeinschaft kläglich. Die angekündigten Maßnahmen werden nicht durchgeführt, ja, die USA ziehen sich explizit aus dem Vertrag zurück. (Andere, darunter die BRD, sind nicht fähig oder willens, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, zugefügt WN.)

Gleichzeitig mit diesen beiden gefährlichen Entwicklungen wird das weltweite Informationssystem schwer geschädigt durch rücksichtslose Verwendung moderner Kommunikationstechniken, insbesondere der sogenannten „Social Media“. Überall wird auf Teufel komm‘ raus gelogen und behauptet, das sei wahr, aus Tatsachen werden dagegen „Fake News“. Immer mehr Menschen informieren sich aus diesen Medien. Dies verzerrt in gefährlicher Weise die Wahrnehmung der Wirklichkeit, verschärft angebliche Trennlinien, schafft Hass und Konfrontation. Es leidet das Vertrauen in Fakten, der Glaube an Wahlen, das Funktionieren demokratisch legitimierter Institutionen.

Damit wird der notwendige Kampf gegen die Existenzrisiken Atomkrieg und Klimakatastrophe erschwert. Solche Krisen konnten in der Vergangenheit bewältigt werden, weil – z.B. in der Kubakrise – vernünftige Staatsmänner unter dem Druck einer informierten weltweiten Öffentlichkeit standen.

Jetzt ist es 2 vor 12, gefährlich nah an der Katastrophe. Aber sie muss nicht eintreten: die Uhr kann auch zurückgedreht werden, wenn wir es wollen.  We must turn back the clock!

 

Die Welt am Abgrund: es ist 2 Minuten vor 12!