Diese Stadtführung wurde gemeinsam mit dem Nürnberger evang. Forum für den Frieden erarbeitet. Auf Anfrage kann diese Führung für Gruppen angeboten werden.
Klicken Sie auf die roten Punkte und lassen Sie sich durch die Stadt des Friedens und der Menschenrechte führen.

Fembohaus

Im Rahmen des Friedensexekutionskongresses veranstaltete nach der Unterzeichnung des Interimsexekutionsrezesses vom 11./21.9.1649 der schwedischen Verteter und Thronfolger Pfgf. Karl Gustav von Zweibrücken (Kg. von Schweden 1654-60) am 15./25.9.1649 ein Friedensmahl im großen Rathaussaal. Unter der organisatorischen Leitung von Sigmund Theophil von Staden wurden in sechs Gängen 600 Speisen aufgetragen, vier Kapellen spielten, ein Löwe liess aus seinem Rachen Wein auf die Volksmenge vor dem Fenster herabfliessen. Das Fest wurde von Joachim von Sandrart als Stich im Theatrum Europaeumund als grosses Gemälde festgehalten. Gemälde und Löwe befinden sich heute im Fembohaus

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St. Sebald – das Nagelkreuz im Ostchor

Der Ostchor von St. Sebald ist in besonderer Weise ein Ort des Friedens: Ort der Versöhnung und des Gebetes. Nicht zuletzt wegen des Nagelkreuzes.


Am 14. November 1940 fiel Coventry mitsamt seiner Kathedrale der Luftwaffe Hitlers zum Opfer. Reichsmarschall Göring drohte damals: „Eine nach der anderen werden wir nun die Städte Englands coventrieren“ Coventry wurde so zum Inbegriff der Zerstörung einer Stadt.
Der Domprobst von Coventry Dick Howard predigte allerdings eine andre Botschaft. Er verkündigte ein NEIN zur Vergeltung und ein JA zur Vergebung und Versöhnung. Ziel seiner Kirche müsse „eine freundlichere, christlichere Welt“ sein. Er war entschlossen, morgen an dieser Welt gemeinsam mit den Feinden von gestern zu bauen.

VATER VERGIB ließ Dick Howard in die Steine des zerstörten Altarraumes meißeln Vergib allen, vergib den Krieg, den Haß, die Zerstörung alles Guten, Schönen und Menschlichen.
Der öffentlichen Meinung über die Deutschen zum Trotz wollte er aus Feinden Partner machen. Er suchte und fand sie zuerst in Kiel und Dresden, später Stalingrad (heute Wolgograd), Städte in Südafrika, Namibia, Kuba, Nicaragua, Nordirland, Bosnien-Herzegowina und anderen Ländern.
Das Symbol dieser Partnerschaften ist das Nagelkreuz. Es ist aus Nägel gestaltet, die sich unter den Trümmern der ST. Michaels-Kathedrale in Coventry fanden und seit dem 14. Jahrhundert das Gebälk über dem Kirchenschiff zusammengehalten hatte.

St. Sebald 1945

1999 wurde nun St. Sebald dieses Nagelkreuz durch den Domprobst von Coventry John Petty überreicht. Der Wiederaufbau von St. Sebald nach dem 2. Weltkrieg wurde zum Zeichen der Hoffnung für die Stadt und ihre Bürger. Im Laufe der Jahre ist das Bewusstsein gewachsen, dass mit der Erinnerung an die Vergangenheit eine Verpflichtung für die Zukunft verbunden ist. So setzt sich St. Sebald das Ziel, zu einem Ort des Friedens und der Versöhnung zu werden.
Als Beleg dafür bzw. zur Erfüllung ihres Auftrages als Mitglied der internationalen Gemeinschaft der Nagelkreuzzentren wurde der Sebalder Versöhnungspreis gestiftet. Alle zwei Jahre soll ein Preis von 2500€ verliehen werden. Ausgezeichnet werden junge Menschen oder Gruppen Jugendlicher, insbesondere auch SchülerInnen und Schulklassen, die sich in beispielhafter Weise für Frieden und Versöhnung in Projekten mit Zukunftswirkung engagieren.
So gab es Preise an eine Schülerinitiative Rumänienhilfe, oder an die Projektgruppe „Grenzenlose Arbeit jugendlicher Arbeitsloser“
An jedem Freitag um 12 Uhr wird in St. Sebald wie auch in allen Nagelkreuzkirchen auf der Welt das Versöhnungsgebet von Coventry gebetet:

„Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.“ (Röm. 3,23)
Darum beten wir:
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse:
VATER VERGIB!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:
VATER VERGIB!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnützt und die Erde verwüstet:
VATER VERGIB!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und das Glück der anderen:
VATER VERGIB!
Unsere mengelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge:
VATER VERGIB!
Die Sucht nach dem Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet:
VATER VERGIB!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott:
VATER VERGIB!
„Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem anderen, gleichwie Gott Euch vergeben hat in Christus“ (Eph. 4,32)
AMEN

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Wir sind nun am Nürnberger Rathaus

Im historischen Rathaussaal fand 1649 das Friedensmahl statt, zum Abschluß der Friedensverhandlungen nach dem 30jährigen Krieg. Wir sahen das entsprechende Gemälde von Sandrath im Fembohaus. Es hing hier im Saal bis zum Abschluß der Renovierungsarbeiten des Fembohauses im Jahr 2000.
Das Nürnberger Rathaus ist mit seinem 70köpfigen Stadtrat und dem Oberbürgermeister das politische Machtzentrum in dieser Stadt für ca. 500.000 EinwohnerInnen. Viele Menschen – auch viele KommunalpolitikerInnen (also StadträtInnen) nehmen an, daß über Krieg und Frieden eigentlich die Bundesregierung entscheidet – also „die da oben“, ganz weit weg, früher in Bonn, heute in Berlin.
Dies mag formal manchmal richtig sein, schafft aber auch eine gewisse Bequemlichkeit, sich gar nicht erst mit existentiellen Fragen auseinander zu setzen. Oft hängt es entscheidend davon ab, ob und wie wir BürgerInnen unsere Fragen, Sorgen und Forderungen artikulieren – oder „die da oben“ einfach nur machen lassen.
Ich möchte Ihnen zwei ermutigende Beispiele vorstellen, bei denen der Nürnberger Stadtrat im weitesten Sinne friedenspolitische Beschlüsse faßte. In beiden Fällen waren es Nürnberger BürgerInnen, die sich in der Sache zuvor engagiert hatten.

1. Eines der wichtigsten Aushängeschilder unserer Stadt ist der Nürnberger Christkindlesmarkt.
1953 beschloß der Stadtrat, daß zukünftig kein Kriegsspielzeug mehr auf dem Christkindlesmarkt verkauft werden darf. Der Beschluß wurde mit der Veröffentlichung vom 17.Juli 1953 im Amtsblatt gültig.
(Dokument zeigen: Amtsblatt vom 17.7.1953)
Dem Stadtratsbeschluß vorangegangen waren Protestaktionen gegen den Verkauf von Kriegsspielzeug auf dem Christkindlesmarkt. Das Friedensmuseum Nürnberg hat im Archiv der „Nürnberger Nachrichten“ einen Bericht gefunden, in dem der Kreisjugendring bereits am 23.12.1949 eine Protestaktion durchführte.

Es gab seitdem weitere Aktionen und Aufrufe von Gruppen, wie z.B. Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK), Internationaler Versöhnungsbund, Süddeutscher Frauenkreis und Gesellschaft der Freunde (Quäker).
Dieser Protest war und ist immer noch erfolgreich. Der Stadtratsbeschluß ist bis heute noch gültig. Die aktuelle Satzung für den Christkindlesmarkt 2002 bestätigt das Verbot, Kriegsspielzeug zu verkaufen, erneut.
(Dokument zeigen: Amtsblatt Nr. 25 v. 12.12.2001)

2. Ein zweites Beispiel aus den fünfziger Jahren:

Nach dem Ende des 2.Weltkrieges war die militärische Wiederaufrüstung der Bundesrepublik – Gründung der Bundeswehr, Einführung der Wehrpflicht 1955 – voll in Gange und ein heftig diskutiertes und umstrittenes Thema auch in der Nürnberger Bevölkerung. Es kam zu zahlreichen Protestaktionen, auch auf dem naheliegenden Hauptmarkt.
Diese erreichten einen Höhepunkt, als es ab 1957 um die Frage nach der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr ging (unter dem ehemaligen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß).
Die Unruhe und die Besorgnis in der Nürnberger Bevölkerung führte 1958 zu mehreren Diskussionen im Nürnberger Stadtrat. Fast schon legendär ist der Beschluß von der Stadtratssitzung am 21.Mai 1958, der auf Antrag der SPD und FDP mit 30 gegen 11 Stimmen gefasst wurde.

Stadtratsbeschluß vom 21.5.1958
Wir halten diesen Beschluß für eine der ermutigendsten Beispiele aus der Nürnberger Kommunalpolitik. Die Sorgen der Bevölkerung – von ihr offensichtlich laut genug artikuliert – wurden wahrgenommen und zumindest eine politische Absichtserklärung als Antwort formuliert.
Heute traut sich das Stadtparlament nicht mehr, so deutlich zu Fragen von Krieg und Frieden Stellung zu nehmen – aus „Mangel an Zuständigkeit“, wie es so schön heißt.
Das Beispiel von 1958 zeigt, dass es gelingen kann, unsere Volksvertreter zumindest moralisch in die Zuständigkeitspflicht zu nehmen. Wer ist für Krieg und Frieden verantwortlich, wenn nicht wir selbst?
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Nürnberger Kreuzweg

 


Unscheinbar und von vielen nicht bekannt ist dieses ungewöhnliche Mahnmal für NS-Opfer hier auf der Nordseite der Lorenzkirche.

Der Künstler Karl Prantl wurde1925 in Pöttsching (Österreich) geboren. Er studierte an der Akademie für Bildende Künste in Wien und hatte auch 1991 eine Ausstellung in der Nürnberger Kunsthalle.

Bereits 1971 hatte Prantl begonnen, auf der einstigen Aufmarschstraße der Nazis, der sog. Grossen Straße am Dutzendteich einzelne Steine bildhauerisch zu bearbeiten. Die Platten stammen aus dem Konzentrationslager Flossenbürg, wurden aber nicht mehr für die Straße verbaut.

„Und auch Steine leben. Sie sind Gebeine der Mutter Erde. Mißbrauch von Steinen ist wie Mißbrauch von Menschen. Die 14 Steinplatten stammen von der grossen Straße des nationalsozialistischen Reichsparteitagsgeländes. Sie wurden Stück für Stück von Zwangsarbeitern und Gefangenen in Konzentrationslagern bearbeitet. Jeder Stein ist Fingerabdruck eines mißbrauchten und geschundenen Menschen“. Karl Prantl 1991.
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Platz vor der Lorenzkirche

Eng verbunden mit öffentlichen Veranstaltungen all möglicher politischer und kultureller Color ist der Platz vor der Lorenzkirche. Insbesondere seit den 80er Jahren ist dieser Platz der Ort des jährlichen Ostermarsches der Nürnberger Friedensbewegung. Aber auch verschiedene Veranstaltungen zum Hiroshimatag am 6. August und Antikriegstag am 1. September.

Aktion am Hiroshimatag am 6.8.1985

Dieser Platz ist deswegen günstig, weil doch viele Menschen hier vorbeikommen auf dem Weg vom Bahnhof zur Burg und nicht mitten im Konsumrummel wie die Breite Gasse. Nachteilig für die Aktiven ist allerdings oft das Wetter, hier am Platz ist es schnell windig, so dass Transparente und deren Halter großen Belastungen ausgesetzt werden.

Doch zurück zum Ostermarsch:
Die Ostermärsche haben nicht nur in Nürnberg eine lange Tradition. Aus England kommend fanden die ersten dieser Demonstrationen gegen Aufrüstung, Kriege und Gewalt in den 60er Jahren statt. Das große Thema, das auch heute noch sehr aktuell ist, waren die Atomwaffen. Nach dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima am 6. August 1945 fanden in den 50er viele oberirdische Tests von Atombomben statt. Es begann ein Wettrüsten zwischen Ost und West. Immer größere Bomben wurden gebaut und getestet, erst oberirdisch, später unterirdisch und heute nach wie vor im Hightech-Labors.
Die Ostermärsche wurden in sogenannte Sternmärsche auf geteilt. In den 60er Jahren waren dies lange Wege: Innerhalb von 4 Tagen zwischen Karfreitag und Ostermontag waren die Menschen im Raum Dortmund, ab Bergen-Hohne nach Hamburg, Braunschweig und Hannover, ab Miltenberg/Main nach Frankfurt, Mannheim und Stuttgart und von Ingolstadt aus nach Augsburg München und Nürnberg. Selbstverständlich wurden die Weg zu Fuß zurückgelegt. Das Unschöne dabei war, dass die Wege nur über Nebenstraßen bzw. Feldwege führen durften. Es gab z.T. die Auflage, die Transparente beim Überqueren der großen Straßen oder in Ortschaften einzurollen, um den Straßenverkehr nicht zu belästigen. (Zeitungsartikel). Die ersten Abschlusskundgebungen fanden z.B. im Humboldtsaal in der Südstadt statt. Zum Glück ist es heute in manchen Dingen anders.
Gegen Ende der 60er Jahre veränderten sich die Inhalte des Ostermarsch! Durch die Teilnahme von Mitgliedern der APO, die Studentenbewegung in den 60ern, wurde auch der friedliche Charakter des bisherigen Ostermarsches beeinträchtigt. In der Zeitung liest es sich so:
„Die Fußgänger säumten die Straßen, um die außerparlamentarische Opposition in Aktion zu sehen. für ihre Ziele hatten nur die wenigsten Verständnis. Der großen Kälte wegen hielten sie es auch nicht lange aus. Bei der Abschlußkundgebung in der Pfannenschmiedgasse kamen sie allerdings auf ihre Kosten: mit Stöcken Erdklumpen, Steinen und Feuerwerkskörpern versuchten die Demonstranten den starken Polizeikordon zu durchbrechen. Die Mutigsten mußten dabei Schläge mit dem Gummiknüppel einstecken.“ (Nürnberger Nachrichten 1969)

Danach fand erst wieder 1982 ein Ostermarsch statt. Vorausgegangen war der sog. NATO-Doppelbeschluss, der von den westlichen Militärbündnis 1979 beschlossen wurde. Hier sollte durch Aufrüstung bzw. Gleichziehen der Atom-Waffenarsenale in Ost und West eine Abrüstung erzielt werden. Pershing II und Cruise Missile waren die Namen der Raketen, die auf deutschen Boden stationiert werden sollten. Es folgte eine Zeit der Großdemonstrationen in der Bundeshauptstadt Bonn, die bundesweit über 350.000 Menschen mobilisierte,
Auch in Nürnberg versammelten sich 10.000 Menschen
bei den Ostermärschen hier vor der Lorenzkirche, später auch mal am Egidienberg oder unterhalb der Burg am Ölberg. Sternmärsche aus 5 Stadtteilen (Nord, Gostenhof, Südstadt, Langwasser und Nordost) aber auch aus dem Nürnberger Land.
Jahrelang fand hier vor der Kirche an jedem Freitag ein Schweigekreis ein. Schweigend standen Menschen im großen Kreis, Über den Schultern wiesen sog. Sandwich-Plakate auf das Anliegen der Friedensbewegten hin. Es war ein stiller Protest gegen die Aufrüstung. Die Reaktion war dafür z.T. um so heftiger: manche reihten sich ein, aber andere liefen im schnellen Schritt vorüber und riefen nur zu: Geht doch rüber. Gemeint war damit, die Aufforderung in die damalige DDR zu gehen, wo das Demonstrationsrecht nicht so ausgeprägt war, aber auch die eine Anspielung, die Friedensbewegung sei aus dem Osten gesteuert. Doch der Refrain des Ostermarschliedes aus den 60er Jahren hat auch heute noch Bestand:
Marschieren wir gegen den Westen – NEIN
Marschieren wir gegen den Osten – NEIN
Wir marschieren für die Welt, die von Waffen nichts mehr hält
Denn das ist für uns am Besten.
Die Bewegung ist bis heute kleiner geworden. Viele Aktive haben sich anderen Themen zugewandt: z.B. 3. Welt und Umweltschutz.
Doch heute geht es nicht nur um atomares Abrüstung sondern um Konflikte in Afghanistan, in Palästina und am Balkan,
um nur einige Brandherde dieser Welt aufzulisten. Der Platz vor der Lorenzkirche bleibt ein Ort der Demonstrationen und
Mahnwache. Bis heute: wie auch in vielen anderen Städten der Republik, morgen um 17 Uhr, wenn heute ein neuer Konflikt ausbricht.

Sie sind alle dazu herzlich eingeladen.

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Strasse der Menschenrechte

Dani Karavan, der Künstler der Straße der Menschenrechte begann mit seinen Arbeiten im Jahre 1989. Am 28. Oktober 1993 wurde sie fertiggestellt. Sie führt mitten durch das Germanische Nationalmuseum und ist dauernder Bestandteil des Museums.
„Eine Reihe von 27 weißen Betonpfeilern, 2 Kopfplatten für die fehlenden Pfeiler, ein Eichenbaum und ein weißes Tor. In jedem Pfeiler ist eingraviert die Kurzfassung einer der 30 Artikel der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen von 1948.
Auf jedem Pfeiler ist der Text jeweils in Deutsch und einer anderen Sprache, die speziell für dieses Projekt ausgewählt wurde. Die Plazierung jeder einzelnen Sprache innerhalb der Pfeilerreihe ist durch die geographische Distanz ihres Ursprungslandes von Deutschland bestimmt. Auf dem ersten Pfeiler ist der Text in Jiddisch.“

So beschreibt Dani Karavan diese Straße, die sich die Stadt Nürnberg im Vorfeld des 50 Jahrestag des Ende des 2. Weltkrieges zum Grundstein legte, um von nun an mehr als Stadt des Friedens und der Menschenrechte und nicht der Reichsparteitage zu gelten.

Die Einweihung 1993 fand natürlich mit einem großem Aufwand statt. Alles scheint in Bester Ordnung! In bester Ordnung, nein, denn es gab nach wie vor kritische Gruppen, die die Menschenrechte insbesondere in Deutschland in vielen Punkten nicht verwirklicht sah. So entstand eine Aktion, die den Kontrast zur Aktualität deutlich machen sollte. Unter dem Titel „Deutschland im Herbst 1993“ wurden alternative Säulen errichtet, auf denen die Realität beschrieben war. Als Beispiel: Artikel 12: Anspruch auf Schutz des Privatlebens – Großer Lauschangriff; oder : Artikel 24: Anspruch auf Erholung und arbeitsfreie Zeit – Tiefflug über Kinderköpfen.

Eigentlich sollten diese Säulen im Wechsel zu den Originalen stehen, doch Künstler und Oberbürgermeister stellten sich dagegen. So blieb nur der Platz vor dem weißen Tor. Erst am Nachmittag konnten wir uns dann zwischen die „echten“ Säulen stellen, was dann auch eine interessiertes Publikum an sich zog. Unter Anderen die Frau des französischen Präsidenten Mitterand und Käthe Strobel.
Diese Aktionsform wurde vom Pädagogischen Institut und dem Jugendzentrum für politische Bildung aufgegriffen. In Rahmen von Projekttagen für Schulklassen ab der 6. Klasse erstellen eigene Säulen mit kritischen Texten.
Vor einigen Jahren stand übrigens am Kornmarkt eine vielfältig gestaltete Menschenrechtssäule, die von Behinderten gestaltet wurde und auf ihre spezielle Situation hinwies. Insbesondere bei diesem Personenkreis ist die Umsetzung der Menschenrechte in vielen Punkten noch im Argen.

2 Jahre später, zum 50. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte, hat die Initiative eine Schlagbaumaktion durchgeführt. Dabei wurden am Anfang und Ende der Straße symbolische Sperren aufgestellt, mit den Hinweisen „Herzlich Willkommen in der Straße der Illusionen“ und am Ende: „Vorsicht, Sie betreten wieder das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland!“ Auch hierbei war ein aufwendiges Genehmigungsverfahren erfoderlich. Die Schranken mussten in der Karte exakt eingezeichnet werden. Hierzu ein paar Bilder.
Das Thema heute in Sachen Menschenrechte hat sich kaum geändert. Es geht nach wie vor um die Situation der Flüchtlinge, beim Asylrecht ist Abschiebung häufige Praxis.

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