Bern, 14. Dezember.
Die Note, mit der dem Papst das Friedensangebot Deutschlands übermittelt wurde, enthält folgende, den Krieg verurteilende, Stelle:
«Die Gründe, die Deutschland und seine Verbündeten zu diesem Schritt bewogen, sind offenkundig. Seit zweieinhalb Jahren verwüstet der Krieg den europäischen Kontinent. Unendlich viele Kulturwerke sind vernichtet, weite Flächen mit Blut getränkt. Millionen tapferer Krieger fielen im Kampf, Millionen kehren in schwerem Siechtum in die Heimat zurück, Schmerz und Trauer erfüllen fast jedes Haus.

Nicht bei den Kriegführenden allein, auch bei den Neutralen lasten die verheerenden Folgen des gewaltigen Ringens schwer auf den Völkern. Handel und Wandel, mühsam in Jahren des Friedens aufgebaut, liegen darnieder. Die besten Kräfte der Völker sind der Schaffung nutzbringender Werke entzogen. Eine sonst der Ausbreitung von Religion und Kultur und der Lösung sozialer Probleme gewidmete Stätte, eine Stätte für Wissenschaft und Kunst und für jede friedliche Arbeit, gleicht einem einzigen Kriegslager, in dem die Errungenschaften und die Arbeit vieler Jahrzehnte der Vernichtung entgegengehen.»

Bis hierher das Zitat, nun folgt Frieds Kommentar:
Das ist eine schöne Klage über den Wahnsinn des Kriegs. Nur hätte man diese Einsicht vorher haben müssen. Eine Regierung, die dem Volk den Krieg als etwas Göttliches dargestellt hat, von der jene Kreise begünstigt wurden, die sich als die Hohepriester des Kriegs gaben, jene unterdrückt wurden, die für die Beseitigung der Kriege wirkten, darf jetzt nicht solche Tränen vergiessen, wenn sie nicht ganz offen eingesteht, dass sie sich geirrt habe und fortab eine Politik des Pazifismus führen werde. Hingegen aber jetzt noch mit der Phrase zu kommen «Deutschland führt einen Verteidigungskrieg gegen die Vernichtungsarbeit seiner Feinde», wie es in der Papstnote heisst, das sollte man doch füglich unterlassen. Deutschland ist an diesem Krieg nicht unschuldig. Es ist der Hauptschuldige! — —

Das Friedensangebot des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg